Kleine Leseprobe
Plötzlich schaukelte das Wasser im Becher, als hätte es einen Schauder bekommen. Die Tür stieß mit einem lauten Knall auf und das pfeifen des Windes im Hintergrund, wurde von einem heftigen Jaulen unterbrochen. Ein gewaltiger Handgriff beendete das störende Geräusch. Der gigantische Koloss der ins Haus gekommen war , setzte sich stinkend an den Tisch . Gierige Augen suchten nun nach schnellem Essen.
Der Schlamm der an seinen Füßen klebte , landete ebenfalls auf dem massiven Holztisch. Es war eine Art die Gyl jedes mal unangenehm ins Herz stach . So viel Mühe , die zu nichte gemacht wurde, nur durch einen einzigen Mann . Es erinnerte sie nur ein einziger Tag daran das er einst ein junger schüchterner Junge war . An diesem Tag wurde über das Leben der Beiden entschieden.
Der Gedanke jetzt mit ihm verheiratet zu sein , hat sie damals noch nicht gestört. Wahrscheinlich lag es an diesem Tal, all seine Bewohner die diesen verzweifelten Glauben hegten. ~Bald würde er kommen Gyl!~ ging es ihr durch den Kopf und wiedereinmal hielt sie sich an einer fernen Geschichte fest, als eine grimmige Stimme sie aus den Träumen riss „Weib, komm und iss!“ Hochgeschreckt von seinem Klang ,setzte sie sich dazu.
Der Geruch von Schlamm und Getier war nicht mehr weit . Übelkeit umklammerte ihren Körper, als sie sah wie er dort saß. Auf den Teller starrend , wusste die Frau nicht was sie tun sollte. Seine Blicke fingen an, sie nach einer weile zu durchbohren, wie ein Stück Holz. Das Schmatzen tat genau das was dazu passte . Ein Schwein, dachte sie immer und immer wieder , als sie seinen Blick erwiderte.
Wahrscheinlich hätte sich der nächste Bauer , über solch ein dickes Tier , wenn er eins gewesen wäre, gefreut. Für einen saftigen Preis, wäre es garantiert eine große Belohnung gewesen. Mit dem Löffel über dem Mund, konnte er zum Glück ihr Schmunzeln, über die Sache in ihrem Kopf nicht sehen, sonst bekäme sie bereits jetzt eine gehörige Ohrfeige für das Gelächter. Es war schon eine tolle Sache, das er ihre Gedanken nicht auch noch lesen konnte .
Was sonst passierte, wäre nicht auszudenken. Wieder wurde Gyl unterbrochen, in ihrem Gedankenwahn durch seine mürrische Stimme. „Ich gehe in die Taverne, sieh zu das du das Haus, sauber hast!“ Drohend hielt er ihr eine geballte Faust entgegen , ehe sein massiger Körper aus der Haustür verschwand.. Der Herrschende Ton, lag noch augenblicklich in ihrem Ohr , aber das kannte sie schon .
Gyl wusste mit seinen Launen umzugehen und auch wenn er ausrastete steckte sie diese Dinge, einfach in eine Schublade. Auf der Stelle beseitigte die Bauersfrau , die Überreste die das Verhalten ihres Mannes widerspiegelten . Ein Chaos das sich keine Frau wünschte , nach einem genüsslichen Mittagsessen. Wahrlich war dies ein anderes Bild, fern von jenem was man sich eigentlich vorstellte.Binnen weniger Minuten war alles wieder beim alten .
Der Holztisch war von dem Durcheinander , das ebend noch herrschte befreit, das einzige was noch daran erinnerte stand hinter ihr , in einem großen Gefäß. Löffel, zwei Teller , einige Bretter und ein Gegenstand den man durch den ganzen Dreck nicht mehr erkennen konnte . Der Fluss hatte wohl wieder eine ganze Menge zu tun ,allerdings war er es nicht alleine der die Arbeit hatte. Gyl brach zum Gewässer auf,
An dem keine Menschenseele war,geschweige denn nicht einmal ein einziges Lebewesen.. Erschreckend war es nicht , so etwas gab es irgendwan schon einmal. So hatte sie ihre Ruhe vor den gackernden Frauen , denen es nur um die schlechten Sachen, in einem Gespräch ging. Andauernd hatten sie nur dieses eine Thema ,die Misshandlungen ihrer Ehemänner. Nachdenklich darrüber warum man sich nur Sorgen rund ums Thema Misshandlungen machen musste, wusch sie das Geschirr ein weiteres mal im Fluss ab.
Erneuert beobachtete sie , wie sich die Hände von Zartrosa zum stichigen Rot wechselten .In der Fantasie die sie in ihrem Kopf ausbrütete, vergaß sie plötzlich alles um sich herum und lies sogar den Teller los, der vom kräftigen Wasser des Flusses davon gerissen wurde. Mit verträumten Augen starrte sie hinaus in die Ferne , Als hätte sie etwas unfassbares in ihren Gedanken gefunden .
Aber schon als die nächsten Frauen an den Fluss zu kommen schienen , waren all diese Einfälle davon geweht. Die Geräusche von trampelnden Füßen kamen immer näher und doch war etwas nicht richtig daran. Von neuem sperrte die junge Frau die Ohren auf . Der Klang ging in eine ganz andere Richtung , als gedacht, die Frauen waren gegangen. Gyl hatte so sehr die Wirklichkeit vergessen, das selbst ihre Ohren nach wenigen Minuten nicht richtig funktionierten wie sie es sich vorstellte.
Erst jetzt bemerkte sie das die Träumereien wohl etwas zu weit gegangen waren. Von den Schmerzen ihrer Hände in die Realität zurück geholt betrachtete sie die roten Stellen.Von einer zu der anderen wandernd , blickte sie dann doch zum Ende wieder zum Himmel hinauf .Die Wolken zogen ihre Kreis e,angetrieben vom Wind und malten so mit viel Fantasie , Figuren in die Luft.Stille zog sich dahin , nichts war zu hören .
Die Gedanken der Frau bereiteten sich so langsam auf den Abend vor .Sachte stand sie auf und packte dann ihre Sachen , auch wenn jetzt ein Geschirrstück weniger dabei war , hatte das ganze doch ein ziemlich starkes Gewicht .Plötzlich durchdrang sie der schreckliche Klagelaut eines Kindes. Es wurde lauter und immer mehr wurde bekannt das es sich um einen Säugling handeln musste.
Dieser hohe Ton indem der Schrei lag , durchfuhr sie wie einen Blitz. Ruckartig lies Gyl alles fallen was sich in ihren Armen befand . Ihre Füße fanden gerade so den Weg und stolperten aufgeregt in Richtung Geräusch. Wo war es , wo war dieses arme Geschöpf nur ? Mit einem großen Satz befand die Frau sich im Schilf und ihre Füße im kaltem Wasser. Verzweifelte Blicke suchten noch immer nach dem Geschrei und deren Eigentümer.
Auf einmal erweichte der starre Körper der Frau, als das kleine Ding vor ihren Augen auftauchte. In Stoff umhüllt in einem Weidenkorb der vom Wasser geflutet wurde , fand sie es . Ein Anblick der Gyl das Blut in den Adern gefrieren lies und sämtliche Muskeln lähmte .Sie wagte es einfach nicht , die Tränen flossen ihre Wangenknochen heftig flehend , hinab. Mit bebenden Körper neigte sie sich zu dem Kind hinunter und griff es mit beiden Händen .
Der kleine Körper wirkte wie ein Stein in ihren Armen , kalt und steif , aber es lebte . Wie ein wunder hörte das kleine Ding auf zu weinen . Liebevoll schmiegte Gyl es in diesem Moment an sich und genoss die Nähe , die sie nie geschenkt bekommen hatte. Ein Glück das nie von ihr geboren werden konnte , weil die Natur es nicht wollte .
Jetzt hatte sie ein Kind , als wolle das Schicksal es anders, um vielleicht zu zeigen das sie nicht ganz versagte.